Da wir am Vortag nicht wie geplant den Passo della Novena (Nufenen) bewältigen konnten, mussten wir nun etwas umkorrespondieren.
Während in der Nacht gen Airolo noch die Blitze am Himmel zuckten, konnten wir am Morgen wieder einmal bei strahlend blauem Himmel und der Sonne im Rücken loslegen: 864 Höhenmeter von All'Acqua hinauf auf die Passhöhe des Passo della Novena.
Vereinzelte Schneefelder und ein Grüppchen Gemsen hinter uns lassend, erreichten wir Punkt 10:30 die Passhöhe auf 2478m, welche einen beeindruckenden Ausblick auf die umliegende Bergwelt und die vor uns liegende Abfahrt ins Äginatal erlaubte.
Von Gletsch aus standen eigentlich nur sechs Serpentinen zwischen uns und dem Pass. Doch die Strecken zwischen den einzelnen Kehren waren lang, schließlich waren auch noch 400 Höhenmeter bis zur Passhöhe (2165m) zurückzulegen.
Oben angekommen, wurde man vom Kommerz fast überwältigt. Restaurants und Souvenir Shops wohin das Auge reichte. Selbst ein Minizoo wurde für die gehfaulen Touristen errichtet, wo eine ganze Reihe von Murmeltieren ihr tragisches Dasein fristen musste.
Von der Passhöhe an sah mein Plan eigentlich die Nutzung der alten Säumerpfade zur Abfahrt ins Haslital vor, bevor es hinauf zur Frutt gehen sollte.
Also ging es vorbei am Grimselstausee mit samt Hospiz, vorbei am Räterichsbodenstausee hinab nach Innertkirchen auf einer Höhe von nur noch 625m.Unten angekommen war es bereits kurz vor 18 Uhr, und die Diskussion kam auf, nicht doch den Postbus hinauf zur Engstlenalp zu nutzen und den Waden so 1200 Höhenmeter zu ersparen. Da ich meinem Carbonfully (und meinem Stolz) eine solche Huckepackfahrt jedoch nicht zumuten wollte, wäre ich so oder so gefahren.
Zu diesem Zeitpunkt war mittlerweile natürlich schon wieder zu erahnen, dass wir es also auch an diesem Tag, nicht im Hellen in unsere Unterkunft schaffen sollten. Zu allem Übel erwischte uns kurz vor der Engstlenalp auch noch ein kurzer Gewitterguss. Und so zuckten auch als wir den Steig Richtung Tannalp nur mit der Halogenbeleuchtung unserer Fahrradstrahler bestiegen über uns die Blitze. Nachdem wir jedoch auch diese letzte Hürde genommen hatten, gestaltete sich die Einfahrt in Melchsee Frutt nur noch als ausrollen.
Zum Ende noch die nackten Zahlen: 7 Stunden und 37 Minuten reine Fahrzeit, 98.45 zurückgelegte Kilometer bei 2954 Höhenmetern und einem Schnitt von 12.9km/h.
Wie hatte es Trappatoni einst so schön ausgedrückt? „Schwach wie Flasche leer!“ spiegelte unsere allgemeine Verfassung nach diesem Ritt nur zu gut wieder ...