Dienstag, 20. Januar 2009

Tag 7: The Bitter End


So muss es sein. Soll sich das Wetter doch austoben, wenn wir mal gerade nicht radeln und möglichst ein Dach über dem Kopf haben. Gesagt, getan. Während über dem Lago di Cancano in der Nacht ein Gewitter tobte, präsentierte sich der nächste Morgen wieder nach Wunsch: trocken und sonnig.
Kurz nach unserem Start am Lago passierten wir bereits die Torri di Fraele, die Ruinen der alten Wachtürme von Bormio, welche im Normalfall eine von Serpentinen gespickte Abfahrt einleiten. Wir jedoch passierten nur die ersten drei Kehren dieses grandiosen Beispiels alpiner Straßenbaukunst und folgten danach einem von der Straße abzweigenden Schotterweg Richtung Westen. Zu Beginn noch recht gemütlich führte uns dieser am Berghang entlang Richtung Val Viola. Beim Übgang in dieses ging es dann auch wieder in die Vollen. Der Weg wurde steiler und füllte sich mit Italienern, welche Richtung des Rifugios unterhalb des Passes pilgerten. Wir jedoch wollten weiter. Und zwar erstmal zur Passhöhe auf 2528m. Während sich bis auf kleine Umwege über reißende Bergbäche (*gg*) fast alles noch irgendwie fahrbar präsentierte, war mit Überquerung der Passhöhe Schluß. Da half mal wieder nur Bike schultern und tragen, wobei sich auf unserem Weg bergab (welchem Weg ? ^^) auch das teilweise schwierig gestaltete.
Nach diesen Strapazen hatten wir uns erstmal eine Pause verdient, welche wir an einem der schönsten Seen der Alpen verbringen konnten. Doch Ziel für heute war das erreichen eines anderen, größeren Sees. Von daher hieß es wieder aufsatteln und genießen. Trailflow vom Feinsten erwartete uns auf unserer Route durchs Val Campo nach Poschiavo. Dabei muss ich mir jedoch die hintere Bremsscheibe etwas verdellt haben, die seit dem jede Umdrehung mit einem leichten Schleifgeräusch quittierte. Aja, halb so wild, weiter gings. Vorbei am Lago di Poschiavo, durch Brusio nach Tirano (wo die Schweizer Bahn ihre Trasse übrigens direkt über den Kirchenvorplatz gebaut hat ^^).
Von nunan sollte uns die heutig Tour eigentlich nur noch recht unspektakulär ohne große Vorkommnise zum Lago di Como führen. Aber wie immer kommt es anders, als man sich das denkt ... Um die restlichen Kilometer in der Ebene schnellst möglich hinter uns bringen, wurde ein bissl gekreisel. Das ging auch solange gut, bis Rinkes kurz hinter einer Kurve stark bremsen musste und zu Fall kam. Resultat: Schlüsselbeinbruch. Statt also im Lago noch ein Ründchen zu baden, besuchten wir am frühen Abend das Krankenhaus in Sondrio und machten uns am nächsten Tag auf die Heimfahrt per Bahn.

Der Rest der geplanten Tour, muss dann wohl dieses Jahr dran glauben. Hoffentlich ohne Sturz oder andere Katastrophen ...

Dienstag, 6. Januar 2009

Tag 6: Vorsicht, Murmeltier !


Was uns das Vinschgau am Abend zuvor verweigerte, sollte uns zum Start in den neuen Tag nicht versagt bleiben: Blendendes Wetter, blauer Himmel und Sonnenschein soweit das Auge reichte, begrüßte uns beim morgentlichen Blick aus dem Fenster. Trotzdem sollten wir kurz nach dem Start in die sechste Etappe nass werden. Dabei war Petrus zumindest diesmal schuldlos. Der idilische Etschradweg, welchem wir vorbei an Latsch und Prat am Stilfser Joch nach Glurns folgten, schlängelte sich durch die riesigen Apfelanbaugebiete des Vinschgaus. Und diese wurden, wie im Sommer üblich, künstlich beregnet. Wen interessieren da die armen Radfahrer ? ^^
In Glurns (907m) richteten wir unseren Blick das erste Mal Richtung Schweiz. Es ging hinein ins Val Müstair, in welchem wir auch die Grenze passierten. Von Beginn an folgten wir dem ständig ansteigenden Talverlauf. Wenn immer möglich auf parallel zur Straße verlaufenden Waldwegen, da die Temperaturen auf dem Asphalt beinahe ins Unerträgliche stiegen.
Kurz hinter Santa Maria (1375m) wurde es dann wieder steigungstechnisch interessant. Wir verließen die Straße und wendeten uns auf einem geschottertem Weg ins Val Vau. Mit knackigen Steigungsprozenten ging es Richtung Döss Radond auf 2240 Metern, dem höchsten Punkt des Tages. Dieser wollte jedoch erst einmal erreicht werden. Als wir mit der Überquerung einer Bergkuppe bereits das Schlimmste hinter uns wähnten, holte uns der Wind erst einmal auf den Boden der Tatsachen, bzw. des Val Vau zurück. Ein enormer Gegenwind bließ uns plötzlich entgegen und machte die letzten Höhenmeter nochmals zu einem Kraftakt.
Oben angekommen konnten wir beim Nahrung fassen ganze Horden des gemeinen Alpenmurmeltiers beobachten, welche sich auf den Hängen der Berge tummelten. Und die wussten schon warum, das Hochplateu welches sich vor uns erstreckte würde ich zu den schönsten Regionen der Alpen zählen. Nur blöd das die Mountainbike Route, auf welcher wir unterwegs waren, mal so richtig zum Heizen einlud *g* - war nicht einfach beides unter einen Hut zu bekommen ;)
Der Übergang ins benachbarte Tal gestaltete sich noch einmal atemberaubend. Dazu nur ein Wort: Monstersingletrail! Links Berghang, rechts Abgrund. Ständige kurze Abfahrten mit Gegensteigungen, welche man fast allein durch den gesammelten Schwung bewältigen konnte. *sabber*
Im Anschluss mussten wir uns noch richtig sputen. Gewitter lag in der Luft. Vorbei am Lago di San Giacomo ging es zum Lago di Cancano, wo wir, trotz kaum einem Wort der italienischen Sprache mächtig, unser Quartier organisieren konnten, inklusive einem hüttenwürdigen 4-Gänge Menü ;)

Für die Freunde der Statistik: 1892 Höhenmeter, 91.33km Strecke bei 6 1/2 Stunden Fahrzeit standen diesmal zu Buche.