Sonntag, 31. Oktober 2010

Tag 5: Wenns mal wieder länger dauert …

Und diese Überschrift ist dabei nicht nur auf die Wartepause seit dem letztem Eintrag bezogen sondern vor allem auf das, was sich an jenem schicksalsträchtigem Tag im Schweizer Wallis zugetragen hatte.
Da wir am Vortag nicht wie geplant den Passo della Novena (Nufenen) bewältigen konnten, mussten wir nun etwas umkorrespondieren. Ursprünglich standen für diesen Montag „nur“ die Überquerung des Grimselpasses und die Auffahrt zur Frutt auf dem Programm. Diese Aufgabenstellung sollte nun eben um den höchsten Straßenpass der Schweiz erweitert werden. Nichtsdestotrotz, das Ziel war klar: Am Abend mussten wir die Frutt erreicht haben. Irgendwie.
Während in der Nacht gen Airolo noch die Blitze am Himmel zuckten, konnten wir am Morgen wieder einmal bei strahlend blauem Himmel und der Sonne im Rücken loslegen: 864 Höhenmeter von All'Acqua hinauf auf die Passhöhe des Passo della Novena.
Vereinzelte Schneefelder und ein Grüppchen Gemsen hinter uns lassend, erreichten wir Punkt 10:30 die Passhöhe auf 2478m, welche einen beeindruckenden Ausblick auf die umliegende Bergwelt und die vor uns liegende Abfahrt ins Äginatal erlaubte. Gestärkt durch dem obligatorischen Brunch stürzten wir uns wieder in die Tiefe: Serpentine um Serpentine, Wohnmobil um Wohnmobil und Höhenmeter um Höhenmeter. Und davon waren es ganze 1132, bis wir Ulrichen in der Hochtalebene Goms erreichten. Von dort folgten wir der Trasse der Matterhorn Gotthard Bahn über Obergesteln nach Oberwald, wo der Aufstieg zum Grimsel beginnen sollte. Während uns die dort eingeschlagene Route zu Beginn noch durch schattenspendenden Lärchenwald führte, sollten ein paar hundert Höhenmeter später aufgrund der prallen Sonneneinstrahlung unsere Wasservorräte erneut aufs heftigste strapaziert werden. Als dann die Straßenführung nach einer Links Kehre einen Blick auf die Serpentinen der eigentlich Südrampe des Grimselpasses freigab, musste ich doch erst einmal kräftig schlucken. Da musste man den Kopf schon in den Nacken legen, um die komplette vor uns liegende Strecke bis zur Passhöhe betrachten zu können. Bevor wir diese jedoch unter die Räder nehmen konnten, musste erst einmal Gletsch erreicht werden, wo sich die Straße in Richtung Grimsel beziehungsweise Furka Pass aufspaltete und wir die uns im zurückliegenden Abschnitt begleitende Strecke der Furka Dampfbahn verlassen sollten.
Von Gletsch aus standen eigentlich nur sechs Serpentinen zwischen uns und dem Pass. Doch die Strecken zwischen den einzelnen Kehren waren lang, schließlich waren auch noch 400 Höhenmeter bis zur Passhöhe (2165m) zurückzulegen. Um dabei das Panorama des gegenüberliegenden Rhone Gletschers mitsamt des Furka Passes wirklich genießen zu können, mussten wir schon diverse Male den Aufstieg unterbrechen.
Oben angekommen, wurde man vom Kommerz fast überwältigt. Restaurants und Souvenir Shops wohin das Auge reichte. Selbst ein Minizoo wurde für die gehfaulen Touristen errichtet, wo eine ganze Reihe von Murmeltieren ihr tragisches Dasein fristen musste.
Von der Passhöhe an sah mein Plan eigentlich die Nutzung der alten Säumerpfade zur Abfahrt ins Haslital vor, bevor es hinauf zur Frutt gehen sollte. Aufgrund der fortgeschrittenen Uhrzeit, unserer nur noch begrenzt vorhandenen Kraftreserven und der Streckenbeschaffenheit entschieden wir uns jedoch abermals für die Straße. Der Trail über den Säumerpfad wäre sicher eine geniale Sache gewesen, doch hätte man dafür wohl einen Extra Tag einplanen müssen. Ohne Gepäck ;)
Also ging es vorbei am Grimselstausee mit samt Hospiz, vorbei am Räterichsbodenstausee hinab nach Innertkirchen auf einer Höhe von nur noch 625m.Unten angekommen war es bereits kurz vor 18 Uhr, und die Diskussion kam auf, nicht doch den Postbus hinauf zur Engstlenalp zu nutzen und den Waden so 1200 Höhenmeter zu ersparen. Da ich meinem Carbonfully (und meinem Stolz) eine solche Huckepackfahrt jedoch nicht zumuten wollte, wäre ich so oder so gefahren. Andi und Rinkes schlossen sich dann eher gezwungener Maßen an, da der nächste Bus erst am nächsten Morgen verkehren sollte ;)
Zu diesem Zeitpunkt war mittlerweile natürlich schon wieder zu erahnen, dass wir es also auch an diesem Tag, nicht im Hellen in unsere Unterkunft schaffen sollten. Zu allem Übel erwischte uns kurz vor der Engstlenalp auch noch ein kurzer Gewitterguss. Und so zuckten auch als wir den Steig Richtung Tannalp nur mit der Halogenbeleuchtung unserer Fahrradstrahler bestiegen über uns die Blitze. Nachdem wir jedoch auch diese letzte Hürde genommen hatten, gestaltete sich die Einfahrt in Melchsee Frutt nur noch als ausrollen.
Zum Ende noch die nackten Zahlen: 7 Stunden und 37 Minuten reine Fahrzeit, 98.45 zurückgelegte Kilometer bei 2954 Höhenmetern und einem Schnitt von 12.9km/h.
Wie hatte es Trappatoni einst so schön ausgedrückt? „Schwach wie Flasche leer!“ spiegelte unsere allgemeine Verfassung nach diesem Ritt nur zu gut wieder ...

Montag, 11. Januar 2010

Tag 4: Die Überquerung des Naret, oder: aus Vier mach Drei


Lodano (370m über NN) im Valle Maggia am Sonntag morgen. Wir erheben uns gezwungener Maßen aus der nächtlichen Bequemlichkeit unseres Heu Hotels. Während wir uns das Frühstück schmecken lassen, steigt die Sonne langsam über die angrenzenden Berge und kündigt damit einen Sommertag allererster Güte an. Hochmotiviert steigen wir im Anschluss auf unsere Räder und nehmen den ersten Minitrail direkt hinter unserer Unterkunft unter die Räder. Wobei es unter die Füße wohl besser trifft. Grob verblockt offenbart sich der Pfad, welchen wir bis zur ersten möglichen Querung der Maggia folgen mussten. Diese bot jedoch das erste kleine Highlight des Tages, wurde da doch eine Hängebrücke gespannt, die es zu überqueren galt.
Im Anschluss folgten wir der ständig leicht ansteigenden Straße nach Peccia, wo unser Weg ins Val Sambuco Richtung Fusio abzweigen sollte. Schnell zeigte sich jedoch, dass nicht alle die Strapazen der Vortage so gut wie erhofft wegstecken konnten. Ein aufs andere mal musste Christoph bereits im noch harmlosen Abschnitt abreißen lassen. Zu diesem Zeitpunkt befürchtete ich bereits, was sich dann im ersten steigungstechnisch anspruchsvollerem Teil bestätigte. Nachdem Peccia passiert, und auf dem Weg hinauf zum Lago del Sambuco Serpentine auf Serpentine folgte, ging es mit Christophs Motivation eher bergab. Als dann schließlich jede Pedalumdrehung zu Qual werden schien und auch meine Motivationskünste keine Wirkung mehr zeigten, entschloss er sich bei einer Höhe von ungefähr 1250 Höhenmetern Richtung Locarno zurückzukehren und nach etwas Erholung seine für den Anschluss der Trans Alp geplante Single Tour Richtung Österreich anzutreten. Während es im Vorjahr also Borsti erwischt hatte, traf es dieses Jahr nun Christoph und es stand fest, dass die drei Musketiere ihren Weg allein fortsetzen mussten.
Etwas konsterniert vom erneuten Auseinanderbrechen, jedoch nicht weniger motiviert, setzten wir unseren Weg bergwärts also fort. Schließlich standen noch einige Heldentaten auf dem Tagesplan, welche erst einmal verbracht werden wollten. Da zu diesem Zweck natürlich ein frisch gestärkter Held, einem mit leeren Magen vorzuziehen ist, statteten wir uns mit erreichen der Staustufe des Lago del Sambuco (bereits auf 1461m) mit einem (in Andis Worten) Snack aus, welcher im Verlauf der Etappe noch wertvolle Dienste erfüllen sollte. Denn immer wenn man denkt es geht nicht schlimmer, wird man im Normalfall ja eines besseren belehrt. Und so auch in diesem Fall. Nach einer kurzen Verschnaufpause am Lago, ging es wieder straight bergauf. Der Höhenmesser wollte schon gar nicht mehr unter die magische Grenze von 20% sinken, bis wir schließlich die Laghetti erreichten, zwei durch Schmelzwasser geformte Seen auf knapp über 2100 Metern Höhe. Unser nächstes Ziel hieß jedoch erst einmal Lago del Naret, und so konnte uns auch die hohe Beliebtheit der Seen bei einer Reihe von Tauchern nicht zu einem Bad im eiskalten Wasser verleiden. Weiter ging es in die Höhe bis wir sie endlich erreicht hatten, die Staumauer des Lago del Naret auf 2311m. Was uns im ersten Augenblick bereits wie ein kleiner Sieg vorkam, verdeutlichte uns im zweiten jedoch nur, worauf wir unsere Kräfte als nächstes konzentrieren müssten: den Passo del Naret. Spätestens zu diesem Zeitpunkt wurde uns auch klar, dass die eigentlich geplante Passage des Passo della Novena noch am gleichen Tag nicht mehr möglich sein würde.
Nachdem wir den Stausee halb umrundet hatten, begann der Aufstieg zum Passo. Das Gelände wurde wieder deutlich unwegsamer und die letzten 100 Höhenmeter half mal wieder nur absteigen und das Bike schultern. Doch dabei war Vorsicht geboten, wollte man nicht auf dem Speiseplan des gemeinen Alpenmurmeltiers landen, welches mit typischem Brunftgepfeife versuchte, uns davon abzuhalten, die Passhöhe zu erklimmen ;)
Oben angekommen und einen Blick ins angrenzende Val Torta gewurfen mussten wir feststellen, dass es so weitergehen würde, wie der Aufstieg zum Passo vom Lago del Naret begonnen hatte: Mit vielen großen Steinen und einem Pfad, welcher wohl alleine das Aufsteigen aufs Bike zum Wagnis hätte werden lassen. Damit begrenzte sich der Downhill zur Alpe di Cristallina (1800m) auf wenn überhaupt 50% biken.
Zum Höhepunkte wurde dabei die Überquerung eines Schmelzwasserbaches. Da einfaches durchfahren aufgrund des Untergrundes ausschied, mussten wir das Wasser durchwaten. Als Andi seine Schuhe und Socken per geschicktem Wurf im Vorfeld auf die andere Seite befördern wollte, löste sich eine der Socken aus der Umarmung der Schuhe und verschwand mit den reißenden Fluten des Baches Richtung Tal. Ich dagegen rutschte von den extrem glitschigen Holzbohlen, welche zur Überquerung bereit gelegt waren und stand erst einmal bis knapp zu den Knien im eiskalten Wasser. Brrrrr.
Als wir irgendwann dennoch die Alp erreichten, war die Sonne bereits dabei hinter den Bergen zu verschwinden. Wir legten daher die letzten 500 Höhenmeter ins Tal quasi im Tiefflug zurück, wo die Quartiersuche trotz dessen mal wieder in völliger Dunkelheit stattfinden musste.
Schließlich fanden wir nach mehreren erfolglosen Versuchen in Ossasco und weiteren 300 Höhenmetern später erst in All'Acqua, dem letzten Ort vorm Aufstieg zum Passo della Novena, welcher uns nun also erst am folgenden Tag beschäftigen würde, noch ein paar freie Betten.
Overall setzte sich der Tag damit aus 6 Stunden und 55 Minuten Fahr bzw. Schiebezeit, 64.63 Kilometern und 2414 bezwungenen Höhenmetern bei einem Mittel von 9.3km/h zusammen. Jedoch am Ende eben ohne Passo della Novena und Christoph.

Dienstag, 5. Januar 2010

Happy New Year 2010!


Wieder ein Jahr vorbei. Wieder durfte in Gera am Marktplatz ein von der Stadt organisiertes Feuerwerk zum Jahreswechsel bestaunt werden, welches von einem pyrotechnischem Countdown eingeleitet wurde. Und wieder hat es sich gelohnt.

Wünsche Euch allen ein frohes und gesundes Jahr 2010.